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Hört auf zu jammern!

Aktualisiert: 14. März

Politik und Wirtschaft überbieten sich gegenwärtig in düsteren Prognosen zum wirtschaftlichen Niedergang unseres Landes. Warum das keine gute Idee ist.


Schlechte Laune verbreiten, das kann diese Regierung saugut, sie wird darin sogar immer besser. „Dramatisch schlecht“ nennt der Wirtschaftsminister die ökonomische Lage im Land, „peinlich“ findet der Finanzminister die Situation. Unternehmer, Manager und Wirtschaftsverbände sind um drastische Zustandsbeschreibungen schon seit Längerem nicht verlegen. Glaubt man all diesen Wortmeldungen, dann ist der Republik sowieso nicht mehr zu helfen.



Na klar, die Zahlen sehen nicht gut aus. In Deutschland stagniert die Wirtschaftsleistung, während sie in anderen Ländern wächst – ganz gleich, ob man auf die ebenfalls schlecht gelaunten Vereinigten Staaten schaut, auf das so lange stagnierende Italien oder auf das sanktionsbewehrte Russland. Selbst das brexitgebeutelte Großbritannien steht in den jüngsten Prognosen ein bisschen besser da.



Verschwende niemals eine gute Krise

Aber so trübe die Lage auch ist, es gibt immer Profiteure. „Verschwende niemals eine gute Krise“, soll Winston Churchill einst gesagt haben. Frei nach diesem Ratschlag versuchen nun alle, die schlechte Lage für ihre jeweils eigenen Zwecke zu nutzen. Wirtschaftsminister Robert Habeck wittert eine Chance, für eine kräftige Konjunkturspritze endlich die lange ersehnte Abkehr von der Schuldenbremse durchsetzen zu können. Finanzminister Christian Lindner hofft darauf, dass sein alter Wunsch nach Steuersenkungen jetzt in Erfüllung geht. Da kann es nicht schaden, die Aussichten noch ein wenig dunkler zu malen, als sie es ohnehin schon sind.

Hinzu kommt Erwartungsmanagement – eine Disziplin, in der schon die frühere Kanzlerin Angela Merkel eine Meisterin war und von der auch ihre Nachfolger nicht lassen können. Schliesslich wird in weniger als zwei Jahren ein neuer Bundestag gewählt. Da kann es nicht schaden, die schlechte Lage in diesem Jahr noch ein Stück düsterer auszumalen, um rechtzeitig zum Wahltermin wieder etwas mehr Optimismus verbreiten zu können.

Mancher Führungskraft in den Unternehmen geht es ähnlich. Wenn die Lage im Allgemeinen schlecht ist, fallen eigene Fehlentscheidungen nicht mehr so stark ins Gewicht. Die Autoindustrie zum Beispiel hat sich nicht rechtzeitig auf neue Antriebe eingestellt und sich zu sehr in Abhängigkeit vom autokratischen China begeben. Da fällt es doch leichter, auf ein generell bescheidenes Geschäftsklima zu verweisen und Besserung allein von der Politik zu erwarten.



Hinzu kommt

Schlechte Laune ist schlichtweg auch populär, so war es in der Bundesrepublik im Grunde schon immer. Selbst während der 2010er-Jahre, die im Rückblick als ein wirtschaftlich goldenes Jahrzehnt erscheinen, war kaum jemand mit der Lage des Landes zufrieden. Wer in möglichst krassen Worten sagt, was alles schiefläuft, kann im Zweifel auf den grössten Applaus hoffen. Diffuses Jammern ist konsensfähig und scheinbar risikolos. Positive Anstösse zum Besseren sind dagegen meist kontrovers, weil sie konkret sein müssen, und sie bergen die Gefahr des Scheiterns in sich.



Zugegeben

Optimismus fällt schwer, auch angesichts der weltpolitischen Lage. Wenn die Vereinigten Staaten ihre Hilfen für die Ukraine einstellen, ihren Schutzschirm über Europa einklappen und dem russischen Präsidenten freie Bahn lassen, mag man sich fragen, ob es dann auf ein paar Zehntelprozent-Punkte Wachstum hin oder her überhaupt noch ankommt. Aber die Frage ist falsch gestellt. Denn gerade auf diese Depression zielt Wladimir Putin mit seiner Politik der Nadelstiche ab: auf wirtschaftliche Not, gesellschaftliche Spaltung und politische Turbulenzen.

Es gibt Krisen, in denen eine Rhetorik des Niedergangs helfen kann – um Dinge in Bewegung zu bringen, einen „Ruck“ auszulösen, wie es in einer früheren Stagnationsphase mal hiess. Aber damals ging es bloss um ein Kostenpro­blem, heute um einen Strukturwandel, der auch neue Ideen erfordert. Inzwischen sieht es so aus, dass es die Beteiligten mit dem Jammern auf eine gefährliche Art übertreiben.

Gerade die Art von Dynamik, die jetzt nötig wäre, wird durch ein Vollbad der Hoffnungslosigkeit schwerlich ausgelöst.





Eine Geschichte...


Auf der einen Seite wird eine lange zur Fahndung ausgeschriebene Frau durch eine mehr oder weniger einfache Facebook-Bildersuche enttarnt und gefasst. Auf der anderen Seite war es offenbar recht unkompliziert, sich in ein Gespräch der obersten Militärs des Landes einzuklinken, es aufzuzeichnen und dann gezielt zu veröffentlichen.


Diese Fälle zeigen eines: Die Notwendigkeit zur bedachten Vorsicht im Umgang mit diesen Möglichkeiten. Die Dringlichkeit dieser Überlegung nimmt nicht ab. Im Gegenteil sie nimmt angesichts der rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz gerade exponentiell zu.


Deshalb haben wir uns für dies Briefing intensiv mit einer Studie der Elon Universität beschäftigt, die in ihrer Erhebung recht einzigartig ist. Mehr als 300 Experten haben ihre Meinung beigesteuert und die Frage „Wie sieht unser Leben mit KI im Jahr 2040 aus“ beantwortet.


Das Ergebnis bildet alle Ängste und Befürchtungen, die gerade mit der Künstlichen Intelligenz verbunden sind, ebenso ab wie die Hoffnungen und positiven Erwartungen. Eines wird deutlich: Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Das geht nicht mehr irgendwie weg, wie es manche auch vom Internet erwartet haben.


Also lautet die Frage, die sich heute alle gesellschaftlichen Gruppen stellen müssen, nicht ob, sondern wie man mit einer immer leistungsfähigeren nicht menschlichen Intelligenz umgehen will. Das reicht von den Arbeitnehmern und Gewerkschaften über die Parteien, die Politik insgesamt, die Verwaltung und bis zu den Kirchen und Sozialverbänden. Und am Ende bis zu jedem Einzelnen von uns.


Angst (vor der Veränderung) ist nicht nur hier ein schlechter Ratgeber. Der Wandel wird kommen und es gilt eine Entscheidung zu treffen: Wollen wir diesen Wandel gestalten oder ertragen. Gestalten heisst nicht unbedingt, gleich alles zu regulieren – wie es die EU in Sachen KI gerade versucht.


Gestalten heisst, sich immer wieder genau zu überlegen, wo Technik nützt. Privat, in der Gesellschaft, der Politik, in Sachen Umweltschutz oder in der Wirtschaft. Gestalten heisst, zu wissen was man möchte und was man nicht möchte. Und gestalten heisst vor allem, sein eigenes Handeln immer wieder konsequent an diesen Entscheidungen auszurichten. Dies ist der Beitrag, den jeder Einzelne in einem demokratisch verfassten System leisten kann und sollte. Nicht mehr und nicht weniger kann jeder tun.


Das gilt auch für Unternehmen als sogenannte „Corporate Citizen“. Erst wenn diese Stimmen insgesamt als Mehrheiten gehört werden, öffnet sich die Möglichkeit die Zeit mit der KI bis zum Jahr 2040 so zu gestalten, dass die positiven Erwartungen Realität werden und die Befürchtungen nicht so eintreten, wie in der Untersuchung geäussert. Erst dann werden auch die ungeheuren wirtschaftlichen Chancen, die in der KI liegen, genutzt und wirksam werden.

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