Großbritannien sorgt mit der Laserwaffe DragonFire international für Aufsehen. Auch in den USA, Frankreich, Deutschland und Israel wird an solchen Systemen gearbeitet, die bald ein wichtiger Faktor bei der Flugabwehr werden könnten. Die neue Wunderwaffe hat allerdings auch Schwächen.
Der Einsatz von Laserwaffen auf dem Schlachtfeld rückt immer näher. Erst kürzlich erklärte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps, man habe zum ersten Mal die Laserwaffe DragonFire getestet und auf ein Ziel in der Luft geschossen. Die Waffe sei in der Lage, ein Ziel von der Grösse eines Geldstücks zu treffen. Das Bild eines Laserstrahls, wie er mehrere hundert Meter weit in den Himmel feuert, wurde in den sozialen Netzwerken verbreitet und sorgte vor allem bei den Unterstützern der Ukraine für grosses Interesse.
„Angesichts der Drohnenangriffe kann allein die Lasertechnologie eine Antwort auf die Frage der Nachhaltigkeit liefern“, erklärt eine Quelle aus dem französischen Militär. Laserwaffen – oder Waffen mit gebündelter Energie – würden es theoretisch ermöglichen, eine grosse Anzahl von Drohnenattacken abzuwehren, ohne dabei den so wertvollen Vorrat an Raketen zu verbrauchen.
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„Zehn Minuten lang damit zu schiessen entspricht dem, was ein Heizgerät in einer Stunde an Energie verbraucht“, versicherte der britische Verteidigungsminister Shapps nach dem Test von DragonFire. Ein Schuss mit der Laserwaffe koste in der Regel weniger als zehn Pfund (knapp zwölf Euro).
„Angesichts des massiven Einsatzes von Drohnen auf dem Schlachtfeld arbeiten die führenden Militärmächte alle an der Entwicklung von Laserwaffen-Systemen“, informierte die französische Luftwaffe im Januar in einer Mitteilung des Zentrums für strategische Luft- und Raumfahrtstudien (Cesa).
China hat nach Angaben von Cesa im August 2023 mitgeteilt, man habe ein Kühlsystem entwickelt, das die Hitze im Inneren der Laserwaffe reduziere. Damit sei jetzt ein ununterbrochener Einsatz möglich, im Gegensatz zu Systemen, die zum Verhindern einer Überhitzung nur mit kurzen Impulsen arbeiten.
„Der russisch-ukrainische Konflikt hat außerdem Russland dazu gedient, im Rahmen der Drohnenbekämpfung weiter mit derartigen Systemen zu experimentieren.“ Der russische Präsident Wladimir Putin hat erklärt, dass das sogenannte Pereswet-System, benannt nach einem Kampfmönch im 14. Jahrhundert, „schon einsatzbereit“ sei. Es gibt allerdings keine Belege, ob und wie es funktioniert.
„Nur die Amerikaner sind wirkliche Spitzenreiter“, sagt ein französischer Militär im Gespräch. Ein auf Luftverteidigung spezialisiertes Artillerie-Regiment der US-Armee testete vergangenen Herbst vier Prototypen von Hochleistungs-Lasersystemen zur Kurzstrecken-Luftabwehr, die über eine Leistung von 50 Kilowatt verfügen. Die Laser mit der Bezeichnung DE M-Shorad werden auf gepanzerte Stryker-Radschützenpanzer installiert und sollen besonders im Nahbereich Schutz bieten.
Auch die US-Marine hat bereits damit begonnen, Lasersysteme auf ihren Schiffen zu installieren. Solche Waffen mit gebündelter Energie sollen künftig eine Antwort geben auf das Problem der nur schwer aufzufüllenden Raketenbestände an Bord. In einem weiteren Projekt entwickelt die US-Armee derzeit ausserdem ein System, dessen Leistung noch um ein Vielfaches höher liegen soll.
Frankreich versucht seinerseits, sich bei der Entwicklung nicht abhängen zu lassen: Im vergangenen Juni wurde das Lasersystem Helma-P auf dem Meer getestet, montiert war es dabei auf einer Luftabwehrfregatte. Man hofft, dass das System bis zu Beginn der Olympischen Spiele in Paris einsatzbereit sein wird, wenn die nationale Bedrohungslage höher eingeschätzt wird.
Israel versichert, es sei mit der Fertigstellung seines Systems Iron Beam ebenfalls weitergekommen und werde es wohl „ab 2024“ nutzen können. Diese Laserwaffe verfügt über eine Leistung von 100 Kilowatt und damit doppelt so viel wie das aktuell getestete US-Modell.
Auch die Bundeswehr hat im vergangenen Herbst erstmals mit einem auf der Fregatte „Sachsen“ installierten Lasersystem eine anfliegende Drohne zerstört und damit erfolgreich getestet. Für die Entwicklung der Waffe sind Rheinmetall und das Rüstungsunternehmen MBDA verantwortlich.
Bei allem militärischen Enthusiasmus stellen solche Systeme mit gebündelter Energie aber noch kein Patentrezept für künftige Waffenarsenale dar und haben auch ihre Schwächen. So muss sich das Ziel in Sichtweite befinden, und ein Laser verliert etwa bei Nebel oder Regen an Effizienz.
Zusätzlich braucht er eine leistungsstarke, mobile Energiequelle, um funktionieren zu können. „Laserwaffen sind keine ‚silberne Kugel‘ in den Waffenarsenalen“, schreibt James Black, Experte für die neue Technologie beim Thinktank Rand Corporation, der die US-Streitkräfte berät.
„Aber wenn diese Technologien weiterentwickelt werden und Fortschritte machen, könnten sie einen wichtigen und entscheidenden Beitrag als Teil eines grösseren Waffen-Reservoirs darstellen“, so Black. Demnach würde Laser die wachsende Gefahr verringern können, die Kampfflugzeuge und Raketen auf Kriegsschauplätzen darstellen.
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