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Nur Familienunternehmen können uns retten

Aktualisiert: 17. Jan.


Die deutsche Wirtschaft ist wieder geschrumpft. Dabei hat Deutschland eine Geheimwaffe, die noch nicht ausgespielt wurde: Familienunternehmen könnten uns.


Das Jahr 2023 war randvoll schlechter Nachrichten. Der Deutsche Aktienindex ignorierte das und sprang kurz vor Jahreswechsel auf „all time high“. Zwei Drittel aller Wirtschaftsverbände blicken sorgenvoll wie lange nicht auf die bevorstehenden Zeiten.

Doch die großen Konzerne zogen ihre Spendierhose an und beschlossen mit 75 Milliarden Euro die größte Dividendenausschüttung der Geschichte. Die Finanzwelt hat augenscheinlich die reale Welt verlassen und gewichtet die Position „Fantasie“ nach oben. Bei ihrer Abschlussrechnung kommt sie auf gut gelaunte 20 Prozent Wachstum.

Außerhalb des Börsenparketts scheint Deutschland dagegen auf dem Weg zum Underperformer. Das Wachstum des Bruttosozialprodukts ist unter die Nulllinie gerutscht.


In Berlin wird reagiert statt regiert, Volkswagen scheint die Antriebswelle gebrochen, die Deutsche Bahn hat sich von allen Kundenwünschen abgekoppelt, Bayer ist immer noch mit dem Monsanto-Virus infiziert, Lufthansa ist längst aus dem Dax geflogen, und Thyssen schmilzt sich weiter selbst ein.

90 Prozent der Deutschen machen sich große Sorgen. Der Zukunftsforscher Horst Opaschowski spricht von einem Absturz der Zuversicht.



Wo ist diese Zukunft, von der alle reden?


Jetzt ist der Moment, unseren Joker ins Spiel zu bringen: die deutschen Familienunternehmen. Um sie beneidet uns alle Welt. Fast drei Millionen dieser Güteklasse arbeiten hier im Lande, sagt das Statistische Bundesamt. Die Besten unter ihnen werden Weltmarktführer. 3300 gibt es davon: 350 in den USA, 97 in China und 74 in Great Britain.

In Deutschland sind es 1573 – nahezu so viel wie in allen anderen Ländern der Welt zusammen. Das macht Deutschland so schnell niemand nach.

Da fängt die Zukunft an. Die Familienunternehmen sind von Natur aus anders gestrickt: Spezialisten ihres Fachs, mit funktionierendem Geschäftsmodell, der Erfahrung zahlloser Krisen, langem Blick und Unternehmenswerten, die abseits der Zahlen zählen.

Darauf ist das deutsche Wirtschaftswunder gebaut. So weit, so bekannt. Doch in der Diskussion um die Zukunft finden sie nicht statt. Ihr Lebensraum ist die Produktionshalle, nicht das TV-Studio. „Schaffe, net schwätze“, ist Glaubensbekenntnis und Handlungsanweisung in einem. Hidden Champion und stolz darauf.

Dieser Charakterzug droht sich nun gegen sie zu wenden. Dabei wäre nun ein guter Moment, den Mund aufzumachen und ihr größtes Asset in die Diskussion einzubringen: ihr Vertrauenskapital.



Die Familienunternehmen müssen in die öffentliche Arena


Anders als Kryptowährung ist dieser Rohstoff nicht maschinell zu erzeugen und daher selten geworden. Wohin wir auch blicken – Politik, Medien, Wirtschaft, Wissenschaft, nicht mal der Katholischen Kirche vertrauen wir noch. Doch Zukunft wird auf Vertrauen gebaut. Nur wer das Vertrauen der Menschen genießt, findet Gehör und Verbündete.

Banken, Private Equity, Venture-Capital, selbst die Bundesregierung hat außer Geld nichts zu bieten. Familienunternehmen können mehr. Über Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte haben sie sich das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden, ihrer Heimatregion, ihrer Industrie und Partner erarbeitet. Von Mensch zu Mensch. Würth, Otto, Knauf, Trumpf, Fielmann – da weiß man, was man hat.

In der Kurzsichtigkeit des politischen und finanzmarktaffinen Agierens ist dem Land der Blick für das Große und das Ganze abhandengekommen. Wer keine Idee von der Zukunft hat, kann sie sich auch nicht ausmalen. Die Familienunternehmen müssen ihr selbst auferlegtes Schweigegelübde ablegen und in die öffentliche Arena. Was ist ihr Bild von der Zukunft?

Die Zukunft ist keine Zeit, die stillsteht und auf politische Entscheidungen wartet. Sie will erschaffen werden. Wer kann das besser als die Unternehmerinnen und Unternehmer im Land? Unternehmertum ist die Liebe zum selbstbestimmten Handeln. Sonst droht Viessmann zum Role-Model zu werden.



Vertrauenskapital ist der Anfang von allem


Der große Schlussverkauf: Alles muss raus. Das Vorzeigeunternehmen hat offensichtlich den Glauben, die Perspektiven und das Selbstvertrauen verloren. Das mag markt- und vermögenstechnisch richtig sein, als Signal ist es fatal.

Produktionsstätten und Patente können übertragen werden, Vertrauenskapital nicht. Palm Springs in Florida und Allendorf in Nordhessen sind auf demselben Planeten, leben aber doch in unterschiedlichen Universen.

Der tägliche Gang durch die Produktion per Zoom-Konferenz ist nicht so einfach. Beim Vertrauenskapital fängt der stolze Neubesitzer und Carrier Global CEO David Gitlin bei null an. Damit wird für ihn alles schwieriger.

So ist es für die Familienunternehmen ratsam, dieses einzigartige Vermögen jetzt zu kapitalisieren. Nun wäre der Zeitpunkt, über ihren eigenen Schatten zu springen und eigene Gedanken für die Zukunft zu formulieren, über Parteien-, Stadt- und Landesgrenzen hinaus, und die Lücke zu füllen. Vertrauenskapital ist der Anfang von allem.


Auch Wirtschaftswunder brauchen Starthilfe. Make it for Germany.

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