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AutorenbildMarkus Hörrlein

Ruhe vor dem Sturm

Das politische und kulturelle Establishment ist am Ende. Sein Antihumanismus wird sich in der kommenden Zeit als Sackgasse entlarven.



Wir erleben möglicherweise in diesen Tagen die letzte Ruhe vor einem Sturm, der unser herkömmliches politisches, kulturelles und ökonomisches Leben endgültig verwüsten könnte. Die bevorstehende Erschütterung könnte uns dazu veranlassen, uns auf den Wert der Eigenverantwortung, auf das Prinzip der Demokratie und auf weitere Errungenschaften zurückzubesinnen, die maßgeblich zum Fortbestand, zum Fortschritt und zur Freiheit unserer Gattung beigetragen hatten.

Dieses Beben wird vermutlich in den kommenden Monaten zunächst eine Aufblähung aller uns sattsam bekannten Zeitgeisterscheinungen, Routinen und Reaktionsmuster in der Politik und den Medien auslösen. Es wird noch mehr EU-Zentralismus, noch gigantischere Rettungsprogramme, noch kolossaler verschwendete Steuerbillionen, noch mehr Zensur, noch mehr Demokratieabbau, noch mehr desorientierende Diversitätspolitik, noch mehr lähmende Nachhaltigkeitsrhetorik, noch mehr Verhaltensregulierung und noch viele andere durch das Dorf zu treibende Säue geben.


Bei all diesen Erscheinungen handelt es sich um Verirrungen, die aus dem Verlust unseres Vertrauens in unsere Menschlichkeit – sprich: unsere Urteilskraft, unsere Fähigkeit zur Abstraktion, unser Vermögen bewussten Planens und unsere Kreativität – resultieren. Wir haben uns nämlich angesichts historischer Rückschläge eine Desillusionierung eingeredet, die alles in Zweifel zieht, was uns als Menschheit  auszeichnet. 

„Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Abstieg in die Verhältnisse jenes totalitären Ameisenstaates des Fernen Ostens, den sich wohl nicht wenige Leute zu ihrem heimlichen Vorbild auserkoren haben.“

Die Verwerfungen der Weltkriege, des Holocausts und der Wirtschaftsdepressionen sowie die Schattenseiten der liberalen, aber auch keynesianischen und sozialistischen Experimente haben bei uns Spuren hinterlassen. Die westlichen Gesellschaften haben dabei einen Defätismus verinnerlicht, der beispielsweise die zeitweilig erfahrenen Engpässe bei den natürlichen Ressourcen im Zuge der Ölkrisen der 1970er Jahre zum Anlass nahm, bestehende Mängel und Grenzerfahrungen als unüberwindbare Naturgegebenheiten aufzufassen.


Vor allem die westliche Politik reagiert mittlerweile auf Herausforderungen jeder Art zunehmend ausweichend statt konstruktiv. Eine mitunter zum Zynismus neigende Geisteshaltung begleitet sämtliche sich aufstauenden und stark verknäuelten Krisen und Verwirrungen. Sie münden mittlerweile in fast schon endzeitlich anmutenden Dekadenzerscheinungen und führen uns in eine scheinbar endlose Sackgasse. 

Angesichts der ziellosen „Zombifizierung" unserer Volkswirtschaft, des komatösen Zustandes unserer politischen Klasse und der Ambitionslosigkeit unserer Kulturschaffenden wird unsere Gesellschaft unfreier und fader.


Der Lichtblick: Es hat sich – auch global – mittlerweile viel zu viel unbewältigter Problemdruck angestaut. Deshalb steht uns ein ökonomischer Einbruch bevor, der auch die chinesische Technokratie an ihre Grenzen führen dürfte. Zudem dürften die populistischen Revolten der letzten Jahre neue Höhenflüge erreichen. Vielleicht tragen anderweitige, desillusionierende Enthüllungen aus dem etablierten Machtkomplex ebenfalls dazu bei.  Das wird den verknöcherten Antihumanismus, der sich in unseren Tagen ein letztes Mal aufbläht, endgültig als Sackgasse entlarven.


Damit steht uns die Geburtsstunde einer Gesellschaft bevor, in der sich mündige Bürger auf ihr eigenes Können, ihr eigenes Urteilsvermögen und ihre eigene Initiative zurückbesinnen. Sie werden die Vertreter eines weitgehend diskreditierten Establishments auf den Mond schießen und sich die Kompetenz zur Gestaltung ihrer persönlichen, ökonomischen, rechtlichen, kulturellen und politischen Lebensverhältnisse neu aneignen.

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